Petra Friedrich beim Montafon Totale Trail

Nach längerer Wettkampfpause (10 Jahre ohne Marathon) suchte ich für das Jahr 2017 eine neue sportliche Herausforderung. Daraufhin meldete ich mich für den 2. Montafon Totale Trail mit 32 km und 3200 Höhenmetern (HM) an.

Ich traute mir diese Distanz aufgrund der noch verbleibenden ca. 9 Trainingswochen zu. Im April, beim Wintersport im Montafon, entschied ich mich für diesen Lauf und habe nach einem Skitag die ersten 600 HM absolviert.

Zuhause erwartete mich dann allerdings wieder Flachland. Die nächsten Wochen zog es mich jede Woche auf Köppel und Malberg.

Ein weiteres Mal ging es im Mai in die Berge, wo ich an drei Tagen 3300 HM absolvierte. Danach hatte ich 2 Tage Muskelkater vom bergablaufen.

Letztes Wochenende war es dann soweit. Dort wurde auf die Pflichtausrüstung für so eine Art von Rennen hingewiesen, sowie über alpine Gefahren berichtet, da es sich um einen Lauf im hochalpinen Gelände handelt. Zur Pflichtausrüstung gehören: Traillaufschuhe, Handy und Trinkflasche; weiter wird den Teilnehmern nahegelegt mitzuführen: Stöcke, Rucksack, Jacke, Sonnenschutz, Kappe, Rettungsdecke, Riegel/Gels…

In Schruns trafen sich dann am Samstagmorgen ca. 140 Starter für die beiden großen Rennen. Die Sonne zeigte sich bereits mit voller Kraft am frühen Morgen und noch waren es optimale Bedingungen(ca. 13°C). Der Startschuss fiel mit dem ersten Glockenschlag um Punkt 8 h morgens.

Nach wenigen hundert Metern ging es schon direkt in die Wand und allen Teilnehmern wurde der Zahn gezogen, zu schnell loszurennen. An der ersten Steilstrecke (Pfad als Treppenstufen) stiegen wir wie die Ameisen hintereinander den Berg hoch. Die ersten 70-80 HM waren schweißtreibend absolviert. Jetzt wusste jeder, warum Stöcke sinnvoll waren.

Nach ca. 6 km kam die erste Verpflegungsstelle. Hier lagen bereits 600 Höhenmeter hinter uns. Dort sprach ich kurz mit einem Deutschen, der vor Ort arbeitet und lebt und mir sagte, dass er letztes Jahr hier schon aussteigen musste, da sein Kreislauf schlapp machte. Also ein Teilnehmer, der hier trainiert….OK, dachte ich mir…. Mal sehen, wie weit ich komme?!? Mein Wille war stark und so bin ich in einem Team von 3-4 Personen weiter zur nächsten Verpflegung durch Wald, über Stock und Stein bis zum Kapell-Restaurant auf 2000 m „gestiegen“. Dort warteten Schokolade, Wasser, Iso, Orangen, Äpfel, Studentenfutter und Müsliriegel auf die Läufer. 10 km lagen hinter uns. Weiter stetig aufwärts ging es bis zur Wormser Hütte auf 2307m. Schon dort wurden wir Läufer von atemberaubenden Blicken und toller Landschaft verwöhnt. Einfach spitze.

Bis zum Kreuzjoch liefen/kletterten wir auf dem Grat entlang. Am höchsten Punkt (Kreuzjoch 2400m) wartete am Gipfelkreuz die Bergwacht auf die Läufer. (Unterwegs waren immer wieder Checkpoints.) Es folgten die ersten Höhenmeter abwärts über Schneefelder, und durch Lawinenverbauungen, über eine Traumlandschaft mit allen Blumen der Alpen bis hin zum Grasjoch 1.950m, wo man vor zwei Monaten noch die Skipiste runter fuhr. Hier verpflegte man sich erneut und folgte einem Trail entlang des Hanges um nochmal die Marke von 2400 m zu erklimmen. Von dort ging es steil, teils sehr steil hinab über Felsblöcke, hohe Absätze, erneut Lawinenverbauungen und große Wurzeln ins Tal bis St. Gallenkirch auf 800 m, wo die Verpflegungsstation Nr. 4 wartete. Beim Abwärtslaufen wurden meine Knie, Sprunggelenke und Oberschenkel auf eine harte Probe gestellt. Bis auf einmal umknicken war alles bestens. Aber ich konnte weiter rennen und einige Plätze gut machen. Meine Trittsicherheit zahlte sich hier aus. Fast 2000 Meter abwärts hatte ich hier nach 4 Std. in den Oberschenkeln.

Auf mich wartete nun der Schlussanstieg von ca. 9 km und nochmals 1.200 Höhenmetern. Bis zur Hochsiedlung Garfrescha (1.500m) marschierte ich alleine weiter, wo meine GPS-Uhr bereits über 30 km anzeigte und ich die letzte Stärkung zu mir nahm. Juhu, es gab Cola.  

Auf den letzten 500 HM waren einige Touristen wandernd unterwegs. Die Sonneneinstrahlung wurde immer stärker und das Rennen immer härter. Auf den letzten Metern mussten hohe Blockstufen bezwungen werden, die sehr kraftraubend waren. Selbst wenn man das Ziel vor Auge hatte, war es immer noch weit entfernt…

Glücklich und zufrieden auf 2000 m angekommen, erwarteten mich dann meine Familie und ein tolles Präsent aus dem Montafon.

Fazit:

Absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sollten Grundvoraussetzungen sein. Ist nur bei stabiler Wetterlage möglich.

Ein lohnenswerter Ausflug ins Hochgebirge mit toller Flora und laufverrückten „Gazellen“.

Am Ende wurde ich überraschend 7. Frau; 3. meiner AK, preisgekrönt mit einem Glas Montafoner Honig 😉

Daten meiner GPS-Uhr:

Laufzeit 6h:39min, 3.333 HM und 34 km, max. Steigung 63%, 47.326 Schritte

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