Zwei Triathleten aus Niederelbert bestehen in der Wüste

Robert Hofmann und Oliver Spitzhorn erfolgreich in Namibia

 

Willst du in Namibia radfahren? Eher nein.
Willst du in der Wüste radfahren? Eher nein.
Willst du 3000 Höhenmeter radfahren? Eher nein.
Willst du auf ruppigen Schotterpisten radfahren? Eher nein.
Willst du durch Sand radfahren? Eher nein.
Willst du durch die ganze Nacht radfahren? Eher nein.
Willst du beim Radfahren Staub schlucken? Eher nein.
Willst du bei starkem Gegenwind radfahren? Eher nicht.
Willst du bei 40 Grad Hitze radfahren? Eher nein.
Willst du 373 km am Stück radfahren? Eher nein.

Willst du beim Desert Dash MTB-Rennen teilnehmen, bei dem dich all das erwartet? Na klar!

Diese Gedanken machten sich vor einem Jahr die Triathleten Robert Hofmann und Oliver Spitzhorn vom Kern-Haus-Team RSG Montabaur und meldeten sich für dieses Rennen an.
Dieses Mountainbikerennen durch die älteste Wüste der Welt, die Namib, ist eines der härtesten Radrennen der Welt. Die meisten der mehr als 1000 Teilnehmer starten deshalb in Zweier- oder Viererteams und teilen sich die Strecke auf. 220 Teilnehmer waren als Soloteilnehmer gemeldet, 179 trauten sich an den Start und nur 116 erreichten das Ziel innerhalb des Zeitlimits von 24 Stunden.
Die beiden, die auch schon den Oman mit dem Rad erkundeten, bereiteten sich daher das ganze Jahr hindurch auf dieses Extremrennen vor. Viele Trainingskilometer auf Rennrad und Mountainbike wurden gesammelt, der Westerwälder Radweg WW1 über 226 km wurde tags und nachts abgefahren, Lampen wurden getestet, Verpflegungskonzepte wurden entwickelt. Aber auch Rücken und Nacken wurden durch spezielles Krafttraining vorbereitet.
Am 05. Dezember war es dann soweit: Der Hinflug erfolgte in der Nacht, übermüdet kamen die beiden am frühen Morgen in Windhoek an. Nach dem Transfer ins Hotel und dem Frühstück wurden die Räder zusammengebaut und probegefahren: Der erste Teil der Rennstrecke, 22 km bis zum 2050 m hoch gelegenen Kupferbergpass, diente als Teststrecke. Auf dem Rückweg wurden die Bremsen einem letzten Belastungstest unterzogen.
Nur einen Tag später erfolgte der Start des Rennens um 15 Uhr. Da in den letzten Jahren einige Fahrer schon vor dem Start wegen der Hitze kollabierten, findet der Start nun in einer klimatisierten Tiefgarage statt. In der hektischen Anfangsphase gilt es, sein Tempo zu finden und sich nicht von den Staffelfahrern verleiten zu lassen, zu schnell anzugehen.


Schon bald waren die beiden Niederelberter, die schnell ihren Rhythmus fanden, aber meistens alleine unterwegs, da sich in den Anstiegen das Feld schnell auseinanderzieht.
Lediglich eine Herde Paviane, die die Strecke kreuzte, sorgte für einen unerwarteten Anstieg der Herzfrequenz.
Gegen 20 Uhr wurde es dunkel und nur vereinzelt sah man in der Ferne das Rücklicht eines anderen Fahrers.


Ca. alle 40 km konnte an den Verpflegungsstellen Wasser, Riegel oder Kartoffeln aufgenommen werden. Nach 175 km, also mitten in der Nacht, wurde wärmere Kleidung benötigt, da die Temperatur in der Wüste dann nur noch einstellig war. Bis auf einen platten Reifen, der ausgetauscht wurde, absolvierten die beiden das Rennen ohne größere Probleme, wenn man von tauben Fingern, tauben Zehen und schmerzenden Hinterteilen absieht. Lediglich der Staub, den die Fahrzeuge aufwirbelten, die die Staffelfahrer zum nächsten Übergabepunkt transportierten, nahm den Radfahrern teilweise komplett die Sicht, was bei einer nächtlichen Abfahrt auf einer Schotterpiste mit über 50 km/h problematisch werden kann. Aber die beiden blieben sturzfrei.
Ein Sonnenaufgang in der Wüste gegen 6 Uhr morgens wird jedem in Erinnerung bleiben, der das mal erlebt hat, insbesondere, wenn man schon 15 Stunden auf seinem Fahrrad sitzt.


Der Motivitationsschub, den die aufgehende Sonne auslöst, war aber auch nötig.
Denn der letzte Teilabschnitt von 50 km war unerwartet auch der härteste: Nach 25 km sehr weicher, sandiger, bergiger Piste folgten weitere 25 mit extremem Gegenwind.


In dieser Phase des Rennens wird die mentale Stärke wichtiger als die physische.
Nach gut 21 Stunden war es dann soweit: Die beiden erreichten total erschöpft, aber glücklich, das Ziel am Atlantik in Swakopmund.
Damit erreichten Sie den 63. und 64. Platz aller Teilnehmer und den 20. und 21. Platz ihrer Altersklasse M50-59.
Hat es Spaß gemacht, in Namibia durch die Wüste 373 km unter extremen Bedingungen Rad zu fahren? Ja klar.
Willst du nochmal beim Desert Dash mitmachen? Eher nein. Die Welt ist groß, andere Abenteuer warten.

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