Es sind ungefähr zwei Kilometer bis zum Ziel, als Timo Spitzhorn seinen Konkurrenten Felix Wagner auf der Laufstrecke erblickt. Der 19-Jährige merkt, dass sich sein Widersacher umschaut. Da will er seine Chance nutzen. „Gib dir nochmal einen Ruck, jetzt musst du“ , sagt er sich und läuft auf seinen Mitbewerber zu. Wagner registriert das und versucht dagegenzuhalten. Jedoch vergeblich. Spitzhorn überholt den bis dahin Führenden, schaut dann die letzten 2000 Meter „einfach nur noch nach vorne“ und kommt nach 2:54:51 als erster Altersklassen-Athlet überhaupt beim internationalen Xterra-Wettkampf in Zittau ins Ziel. Damit ist klar: Der junge Westerwälder ist Deutscher Meister im Crosstriathlon.
Aber der Reihe nach: Freitagmorgen machte sich Spitzhorn auf den Weg. Jedoch nicht in die im Landkreis Görlitz gelegene Stadt Zittau, sondern nach Limburg in die Schule. Von dort ging es dann mit dem Zug nach Zittau, wo am Folgetag der Wettkampf auf den 19-Jährigen wartete. Für Spitzhorn war dies keine einfache Situation, fehlte ihm doch die Zeit, die Strecke zu erkunden.
„Das ist schon ein Nachteil. Wann kann ich ein Gel zu mir nehmen, ohne von einem Steinbrocken ausgehebelt zu werden? Wie weit ist es noch? Ich kannte die Strecke nur von Erzählungen und von der Karte“, gesteht der Niederelberter. Von den Bedenken schien sich Spitzhorn aber nicht beunruhigen zu lassen. Gleich nach dem Start hing er sich beim Schwimmen an die Führungstruppe ran und konnte am Ende sogar noch vorbeiziehen, sodass er als erster Amateur aus dem Wasser ging.
Nach einem „ganz guten Wechsel“ begab er sich dann gleichauf mit einem Konkurrenten aufs Rad und bildete mit diesem das Spitzenduo. Nach Spitzhorns Geschmack leistete sein Mitstreiter aber zu wenig Führungsarbeit, also entschied er sich dafür, von ihm wegzufahren. „Vielleicht bin ich da ein bisschen zu hart gefahren. Ich dachte mir, dass ich irgendwann doch oben sein müsse. Aber es ging immer weiter hoch“, blickt Spitzhorn zurück.
Die Strecke sei sehr sehr hart und technisch anspruchsvoll gewesen. Dies bekam er dann auch zu spüren, als ihn 5 bis 10 Kilometer vor der Wechselzone der Deutsche Felix Wagner erst einholte und sich am letzten Anstieg sogar von Spitzhorn absetzte. Nach etwa 40 Kilometern auf dem Mountainbike und einem erneut guten Wechsel machte sich Spitzhorn dann auf die ungefähr 5 Kilometer lange Cross-Strecke, welche zweimal gelaufen werden musste.
Dort wurde der junge Ausdauersportler dann von Athleten der Elite-Klasse überrundet, die bereits sechs Minuten vor dem Altersklassenfeld gestartet waren. Mit dabei: Spitzhorns Trierer Bundesliga-Teamkollege Jens Roth. „Als ich Jens gesehen habe, habe ich mich richtig gefreut. Für ihn war es auch das beste Rennen seiner Laufbahn. Vielleicht hat er mich auch nochmal zusätzlich motiviert“, berichtet Spitzhorn mit einem Grinsen. Angetrieben von Roth und seiner Siegeschance ging es dann auf die besagten letzten zwei Kilometer, in denen sich Spitzhorn letztendlich zum Deutschen Meister krönte. „Damit habe ich schon ein wenig geliebäugelt. Zuvor in Belgien wurde ich leider kurz vor dem Ziel noch überholt. Dass es jetzt so gekommen ist, freut mich natürlich sehr“, strahlt Spitzhorn.
Der große Saisonhöhepunkt steht allerdings noch bevor: Ende Oktober wird im hawaiianischen Maui die Weltmeisterschaft im Crosstriathlon ausgetragen. Durch drei Siege in seiner Altersklasse hat sich Spitzhorn erneut dafür qualifiziert. Nach Platz zwei im letzten Jahr äußert sich Spitzhorn nach seinem Erfolg in Zittau motiviert: „Ich habe jetzt noch knapp zwei Monate Zeit, um hart zu trainieren. Es wäre cool, dieses Jahr meine Altersklasse zu gewinnen“, schaut er nach vorne. „Man weiß aber nie, wo aus der Welt noch einer herkommt und vorne mithält. Ich will einfach das Bestmöglichste rausholen.“
Aus der Westerwälder Zeitung. Eine schöne Reportage. Dem ist nicht hinzuzufügen, außer: Herzlichen Glückwunsch, Timo !